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BUND lindert Wohnungsnot für Stare

Hoffentlich freuen sich auch demnächst die Stare über diese neue Behausung genau so wie Willi Reinhart (links) und Bernd Zürn - Foto: privat

FLÖRSHEIM – „Ich fürchte, wir kommen mit unserer Aktion etwas zu spät“, so die Selbstkritik des Okrifteler Naturschützers Willi Reinhart. Dann reicht er seinem schon auf der Leiter stehenden Mitstreiter Bernd Zürn einen großen Nistkasten samt Hammer und Alu-Nagel. So ausgerüstet hängt der 84-jährige Weilbacher Zürn den ‚Neubau‘ in rund vier Metern Höhe an eine Platane. Anschließend  befestigte er einen zweiten Nistkasten an einer benachbarten Winterlinde. Beide Bäume stehen auf dem Gelände der „Heinrich-Böll-Schule“ in Hattersheim.

Seit vielen Jahren baut und betreut das Duo Reinhart/Zürn Dutzende von Behausungen für  Meisen, Gartenschläfer und Steinkäuze.  „Für die Stare sollten wir endlich auch mal was anbieten“, entschied Reinhard. Als geschickter Handwerker hatte er in wenigen Stunden zwei solide Nistkästen für Stare gebaut. Überwiegend aus Sperrmüll-Material, also sehr preisgünstig. Im Handel kostet ein Kasten rund 34,00 Euro.

Worauf Reinhart und Zürn jetzt hoffen:  Zwei männliche Stare entdecken diese Brutmöglichkeiten und beginnen mit dem Nestbau. Wenn sie dadurch ein Weibchen zum Einzug bewegen können steht der Familiengründung nichts mehr im Wege. Die Brutzeit beträgt nur knapp zwei Wochen. Junge Stare schließen sich – sobald sie einigermaßen flugtüchtig sind – zu großen Trupps zusammen. Solche Schwärme können aus Zehntausenden von Tieren bestehen. Ihre gemeinsamen (synchronen) Flugbewegungen sind beeindruckend. Sie erinnern an Tornados in den Tropen oder an große Fisch-schwärme. Möglicherweise wollen sie damit ihre Fressfeinde verwirren und ihnen das Greifen von einzelnen Tieren erschweren.

Männliche Stare treiben‘s mitunter heftig. So wurde schon beobachtet, dass ein Starenmännchen in einer Brutperiode mit fünf verschiedenen Weibchen insgesamt vier Bruten groß zog. Wo das war? Hier in der Region Frankfurt!

Für Willi Reinhart und Bernd Zürn sind diese beiden Nistkästen erst der Anfang. Sie haben fünf weitere Starenbehausungen bestellt. Das ist sehr sinnvoll, denn die natürlichen Brutmöglichkeiten in alten Bäumen werden immer seltener. Das andere Problem, nämlich die ständige Zerstörung unserer Natur durch den Neubau von Gewerbe, Wohnungen und Straßen, wird dadurch nicht ge-löst. Kein Wunder, dass auch der Star bei uns inzwischen zu den ‚gefährdeten Arten‘ zählt.

Bernd Zürn