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Einsatz für die Rechte der Frauen

Verlegerin Donata Kinzelbach las aus dem Werk „Ausgeblendet“. Foto: Patrick Jost 

BRETZENHEIM – „Ich bin keine Exilantin, nur eine Person mit befristeter Aufenthaltserlaubnis. Aber wo ist schon der Unterschied?“ Vor rund 20 interessierten Gästen las Verlegerin Donata Kinzelbach in der Kulturreihe des Vereins „Zusammenarbeit mit Osteuropa“ (ZMO) im ZMO-Buchstabensalon aus dem Werk „Ausgeblendet“. Der Mainzer Kinzelbach Verlag ist der einzige Verlag im deutschsprachigen Raum, der auf die Herausgabe von Literatur aus den Maghreb-Staaten Algerien, Marokko und Tunesien in deutscher Erstübersetzung spezialisiert ist.

Geschrieben wurde das Buch von der meistgelesenen algerischen Autorin Samia Benameur, besser bekannt unter ihrem Pseudonym Maïssa Bey. Geboren im Jahr 1950 in der Nähe von Algier, studierte sie Romanistik und arbeitete als Pädagogin, bevor sie sich in den frühen 90er-Jahren dem Schreiben von Romanen widmete. In ihrer detailreichen Erzählung beschreibt sie das Zusammentreffen dreier Menschen auf einer Zugfahrt nach Marseille, die alle einen gemeinsamen Nenner haben: Algerien. Es entsteht ein Austausch zwischen den Akteuren. Man erfährt, dass eine der Beteiligten, eine Frau mittleren Alters, ihren Vater durch Folter im Algerienkrieg verloren hat. Dieses Schicksal teilt die Autorin mit ihrer Protagonistin. Ein Mann, der ebenfalls Passagier in diesem Abteil ist, offenbart, in ebenjenem Krieg gedient zu haben. Trotz des Themas kommt die Geschichte gänzlich ohne Hass oder Rechtfertigung aus. Kinzelbachs Vortrag ist eindrücklich und die Zuhörer lauschen gebannt.

In der auf die Lesung folgenden Diskussionsrunde berichtet sie von ihren eigenen Erfahrungen, die sie bei Aufenthalten in Algerien gesammelt hat. So ist etwa ein Café-Besuch als Frau dort undenkbar, wie Kinzelbach selbst bei einem Treffen mit der Autorin lernen musste. Das Zusammentreffen fand im Rahmen der algerischen Buchmesse statt, die laut Kinzelbach eine der größten weltweit ist. Beim Besuch eines Cafés drohe einer Frau zwar keine Konsequenzen, jedoch würde solch eine Handlung als Akt der Anbiederung verstanden werden und sei somit unerwünscht. Dennoch, oder gerade deshalb ist Maïssa Beys Rolle eine wichtige in der Geschichte Algeriens. Durch ihren Einfluss und ihre Willensstärke ist sie nicht nur verantwortlich für die Eröffnung mehrerer Museen in ihrer Heimat, sie setzt sich nach wie vor für die Rechte der Frauen ein.

In ihrem Roman „Ausgeblendet“ schreibt Bey an einer prägnanten Stelle: „so ein schönes Land, doch derzeit ausgeblutet von zu vielen Gedenkfeiern.“ Bleibt nur zu hoffen, dass ihre Werke einen Teil dazu beitragen, die Zustände zu verbessern. Mit einer Wiederholung der Lesung im nächsten Jahr ist zu rechnen, verkündete ZMO-Vorsitzende Jutta Hager.

Autor: Patrick Jost