Facettenreiche Orgelmusik bringt Klangspektrum der Fasenorgel zu Gehör

Lerchenberg – Professor Thomas Lennartz, Leipzig, spielte an der neuen Fasen-Orgel in St. Franziskus mitteldeutsche Orgelmusik und Improvisationen über Luther Lieder. Das Konzert fand im Rahmen der XXVI. Internationalen Orgelfestwochen im Kultursommer Rheinland-Pfalz statt.

Lennartz studierte Orgel, Kirchenmusik, Schulmusik und Germanistik in Hannover, Köln und Leipzig sowie Orgelimprovisation am Conservatoire in Paris. Von 2008 bis 2014 war er Domorganist an der Kathedrale in Dresden, seit 2014 ist er in Leipzig Professor für Orgelimprovisation und Liturgisches Orgelspiel und Direktor des Kirchenmusikalischen Instituts. Aus seinem umfangreichen Repertoire spielte er zum Abschluss des Sommerfests u.a. Werke von Gottfried Müthel (1728-1788), Gustav A. Merkel (1827-1885), Carl Piutti (1846-1902) und anderen.

Nachdem der Vorsitzende des Orgelbauvereins, Klaus Lenhard, und Hausherr Pfarrer Ulrich Jung einleitende Worte an die Zuhörerschafft gerichtet hatten, stellte Lennartz seinem Publikum ausgesuchte Komponisten und Werke vor. Der spätromantischen „Festhymnus“ von Carl Piutti interpretierte er an der Orgel mit den dazugehörenden Registerwechseln, crescendi und decrescendi. Von leisen sphärischen Klängen des Fernwerks, bis zu kräftigen Tönen der Trompeten sowie der großen Pedalpfeifen nutzte der Organist den Facettenreichtum des neuen Instruments.

„Ich ruf zu dir, Herr Jesu Christ“ war erst ein lutherisches Kirchenlied aus der Reformationszeit. J.S. Bachs Orgelbearbeitung komponierte daraus eine harmonisierte dreistimmige f-Moll-Bearbeitung. Beim Spiel des Organisten waren die Zuhörer gefordert und fasziniert zugleich von dem Reichtum der Harmonien, der Formen und Mehrstimmigkeit im Werk. Camillo Schumanns beachtliche Fuge über B-A-C-H besitzt im spätromantischen Kleid alles, was man mit der Orgel verbindet: volltönende oder registertypische Musik, die der Organist gekonnt interpretierte. Bei seiner Improvisation am Ende des Abends variierte er effektvoll einige Volkslieder, darunter „Kein schöner Land“. Der fest an der Orgel montierte Stern drehte sich dabei und bei der eingeforderten Zugabe. Beifall erschallte, der Organist verneigte sich mehrmals vor seinem Publikum. Zu Recht nannte Pfarrer Ulrich Jung den Professor einen genialen Interpreten der mitteldeutsche Meister.