Start Hessen Gereinigte Meisenkästen warten auf neue Mieter

Gereinigte Meisenkästen warten auf neue Mieter

Spätestens jetzt ist eine Reinigung nötig, macht Willi Reinhart deutlich klar - Foto: Bernd Zürn

FLÖRSHEIM – Erschöpft, halb erfroren, hungrig, schmutzig, von Dornen zerkratzt – und dennoch glücklich und zufrieden?? Klingt recht widersprüchlich, traf aber auf Willi Reinhart und Bernd Zürn zu. Nämlich, als sie am 9. Februar – kurz vor Einbruch der Dämmerung – die diesjährige Kontrolle und Reinigung der Meisen-Nistkästen in Hattersheim und Okriftel beendeten. An zwei Tagen holte das einge-spielte Duo insgesamt 129 Nistkästen von den Bäumen. Wegen der oft komplizierten Aufhängeart ging das überwiegend nur – sehr zeitaufwändig – mit einer Leiter. Neuere Kästen lassen sich auch mit einer langen stabilen Spezialstange vom Boden aus ab- und anschließend wieder aufhängen.

Auf dem Friedhof in Hattersheim hängen 42 Nisthilfen, im Okrifteler Wäldchen sind es 35. Weitere Schwerpunkte: Wasserwerkchaussee (19), Heinrich-Böll-Schule (18) und Friedhof in Okriftel (11). Ein Großteil der Kästen zeigte keine Benutzerspuren, andere dagegen waren randvoll mit Nistma-terial gefüllt. Die Art und die Menge des Materials lässt Rückschlüsse auf die ‚Bewohner‘ zu. Blau- und Kohlmeisen begnügen sich mit einer recht spärlichen Polsterung.

 

Kein Beamter im Dienst sondern ein Gartenschläfer im Winterschlaf – Foto: Bernd Zürn

Fremdnutzung durch Gartenschläfer

Komplett, meistens mit Moos gefüllte Kästen sind fast immer das Werk von Gartenschläfern. Für die sind diese Kästen eigentlich nicht gedacht. Dennoch entdeckten die beiden Naturschützer insgesamt vierzehn Stück von ihnen. Die meisten befanden sich noch im Winterschlaf, ein Teil war wohl schon unterwegs. Darauf deuten ihre verlassen wirkenden Unterkünfte hin. Weil sich die Gartenschläferpopulation in Deutschland seit einigen Jahren dramatisch verringert forscht die Universität Gießen nach Gründen dafür. Deshalb leitet das BUND-Mitglied Bernd Zürn die GPS-Angaben über die Fundorte von Gartenschläfern dorthin weiter. Der BUND ist an diesem hessen-weiten Forschungsprojekt beteiligt.

Wer Nistkästen hat sollte sie bis zum 1. März reinigen. Danach beginnt nämlich die ‚Brut- und Setzzeit‘. Nistkästen sind keine OP-Räume, müssen also nicht picobello gereinigt werden. Der Einsatz von Spachtel und Drahtbürste genügt in der Regel. Man muss auch nicht jedes Jahr aktiv werden. Die Vögel bauen jedes Jahr auf ein bestehendes altes Nest drauf. Folge: Irgendwann ist der Kasten so mit Nistmaterial gefüllt dass dort kein neues Nest mehr Platz hat. Spätestens dann ist eine Reinigung angebracht.

Bernd Zürn