Start Kultur Libertango leidenschaftlich und schmutzig

Libertango leidenschaftlich und schmutzig

Bretzenheim – Klassik und Jazz, warum sollten sie nicht zusammengehen? Und wenn die Stücke gar nicht für die eingesetzten Instrumente geschrieben sind? Geht auch. Dann spielt Flötistin Julia Shlayfer auf der Flöte Geige, dann nutzt Ruslan Shlayfer seine Posaune als Cello, und auch das Klavier mit Vladlena Porozki kann andere Instrumente imitieren. Was als Experiment begann, hat sich zu einer interessanten Variante entwickelt. Kurz: Wenn das klassische Duo den Posaunisten trifft, ist mächtig was los auf der Konzertbühne im ZMO und es fächern sich auf: „Schmuckstücke des vergangenen Jahrhunderts“.

Die Musikerinnen Vladlena Porozki (Klavier) und Julia Shlayfer (Flöte) sind bereits ein bekanntes und erfolgreiches Duo. Auf der Suche nach einem neuen Programm, das überwiegend aus Unterhaltungsmusik bestehen sollte, ist Ruslan Shlayfer (Posaune) hinzugestoßen und aus dem Duo wurde ein Trio. Ruslan Shlayfer ist für seine Liebe zum Jazz bekannt, während die beiden Künstlerinnen im klassischen Bereich angesiedelt sind. „Gershwin und Piazzolla haben die Unterhaltungsmusik auf ein Niveau gebracht, dass sie bereits als moderne Klassik gelten kann“, erklärt Ruslan Shlayfer die Chancen der Symbiose, der als Moderator den Abend auch mit kleinen feinen Geschichten bereichert.
„Leidenschaftlich und schmutzig“ fand Ruslan Shlayfer als handschriftliche Anweisungen in den ersten Noten, die er zu Piazzollas „Libertango“ zu Gesicht bekam. Oder die Story mit dem Dämpfer, dem Plunger für die Posaune, was ihn anfänglich sehr faszinierte. Aus dem Experiment gestalten die drei Musiker quasi eine neue Richtung, sehr lebendig, und alle drei zeichnen sich durch hohes musikalisches Können aus. Moon River kommt noch ganz klassisch ohne Posaune, dafür der Sommer aus den Vier Jahreszeiten von Astor Piazzolla mit dem Instrument, das erstaunliche Akzente setzt. Misty von Erroll Garner und Cristal Moments folgen.

Mal bringt Vladlena Porozki ein Stück am Klavier wie „I got Rhythm“ von George Gershwin, mal vereinigt sie sich musikalisch mit dem Posaunisten. Auch hier hat die Jazz-Infusion von Ruslan geklappt. „Alla turka Jazz“ kommt hier rasend schnell und rhythmisch. Eine sehr selbstbewusste Flöte behauptet sich bei Tico Tico von Zequinha Abreu gegen die Posaune und mit dem Klavier klingt es wie ein herzerfrischender Intrumentenwettstreit, den am Ende keiner gewinnt, denn alle drei fügen sich zu einer Einheit zusammen, der Musik zuliebe.