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Melodien der Versöhnung

Maxim Kowalew Don Kosaken setzen ein musikalisches Zeichen der Versöhnung in der Friedenskirche. Foto: Gregor Starosczyk-Gerlach

MOMBACH – „Marusia“ oder das ewig junge Lied „Kalinka“: Jene Konzertklassiker der unterschiedlichen Don Kosaken-Chöre, die jemals durch die Welt tourten oder touren, erklangen vor Kurzem erneut in Mombach.

Mit mehreren Zugaben legten die Sänger von „Maxim Kowalew Don Kosaken“ in der Friedenskirche ein stimmgewaltiges Zeugnis der Versöhnung und der Gewaltfreiheit, die Musik abgeben kann. Zum zweiten Mal überhaupt und zum ersten Mal nach der Pandemie suchte der vom russisch-deutschen Musiker Maxim Kowalew gegründete Chor mit den slawischen Melodien im Gepäck den Mainzer Stadtteil auf. Während im ersten Teil des anspruchsvollen Konzerts der Schwerpunkt auf sakral-religiösen Stücken aus der russisch-orthodoxen Liturgie und Frömmigkeit lag, erklangen danach Beispiele der russischen Volksmusik, wobei der Chor mit schwermütigen, sehnsuchtsvollen und heiteren Musikstücken jonglierte.

Umgeben von gemalten Ornamenten im Kirchenraum konnten die sieben Sänger in ihren typischen Kosakenuniformen auf die Zuschauer womöglich etwas befremdlich wirken. Ihr exzellenter Gesang ließ aber nach und nach einen mitreißenden Spannungsbogen entstehen. Von den Tenor-, Bas- und Baritonstimmen der Künstler wurden die Zuhörer in bisweilen unbekannte Kultur-Landschaften getragen, die im Kontrast zum Innenraum der Friedenskirche standen, wo klassischerweise überwiegend Choralmusik erklingt.

Das Lied  „Wer ist ein Gott, so groß wie unser Gott“ gefolgt unter anderem vom sehnsuchtsvollen „Suliko“, einem georgischen Volkslied, das von Heimatgefühlen handelte, eröffnete den Konzertabend. Sieben Stimmen – in dieser Anzahl trat der Chor in Mombach auf – können so kraftvoll klingen, wie manche mittelgroße Chorgemeinschaft.

Andächtig zur Abendstunde erklang „Abendglocken“. Der Text, der sich an einem Gedicht von Thomas Moor orientierte, sprach von den Geschichten, welche die Musik der Abendglocken zu erzählen habe: „Von Jugend und Zuhause und dieser süßen Zeit, / als ich das letzte Mal ihren beruhigenden Klang hörte“. Mit „Ich bete an die Macht der Liebe“ von Dimitri  Bortniansky folgte eines der Höhepunkte des Konzerts. Mit einer Ziehharmonika und einem bemerkenswerten Schwung setzte nach der Pause das ukrainische Volkslied „Jihal kosak“ an, dessen Text durch den deutschen Dichter Christoph August Tiedge Anfang des 19. Jahrhunderts zu „Schöne Minka, ich muss scheiden“ umgedichtet worden war. Der Chor begeisterte das bisweilen mitklatschende Publikum, das sich gerne noch zahlreicher hätte versammeln dürfen. In der so anders für westlich Ohren klingenden Melodik verschwanden alsbald die Kontraste: Die Unterschiede in den Ausdrucksformen, die „Maxim Kowalew Don Kosaken“ gesanglich so bravourös demonstrierten, unterstrich in der Friedenskirche eine immense kulturelle Vielfalt, die es sich lohnt, im Austausch zu pflegen.

Gregor Starosczyk-Gerlach