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Trauer um Rüsselsheims Außenministerin

RÜSSELSHEIM – Rüsselsheim trauert um Hélène Schunk, die am 15. Februar im Alter von 78 Jahren verstorben ist. Jahrzehntelang wurde sie mit einem Augenzwinkern als „Außenministerin Rüsselsheims“ bezeichnet. „Hélène Schunk hat nicht nur 21 Jahre bei der Stadtverwaltung gearbeitet und die Städtepartnerschaften ausgebaut. Sie hat den europäischen Gedanken mit Leidenschaft gelebt und Menschen begeistert. In Zeiten, in denen das Vertrauen unterschiedlicher Nationen noch brüchig war, hat sie für Rüsselsheim Begegnungen mit den Partnerstädten Évreux, Rugby, Varkaus und Kecskemét gefördert. Sie hat Strukturen aufgebaut, die noch immer ein starkes Fundament der Freundschaften bilden“, würdigt Oberbürgermeister Udo Bausch ihr Wirken.

Dass 1964 ein Praktikum die Französin nach Rüsselsheim führte, bezeichnet Bausch als einen Glücksfall für die Stadt. Schon in Évreux hatte die Politikwissenschaftlerin ab 1961 die Städtepartnerschaft mit Rüsselsheim mit aufgebaut. Nach ihrem Praktikum in Rüsselsheim absolvierte sie eine Dolmetscherin-Ausbildung, war Dozentin an der Volkshochschule und arbeitete als Französisch-Lehrerin an der Friedrich-Ebert- und Gerhart-Hauptmann-Schule.

Schunk engagierte sich zunächst ehrenamtlich für den Austausch von Schülerinnen und Schülern verschiedener Länder, bevor sie 1987 zur Stadtverwaltung wechselte und ihre Berufung als Leiterin des Büros für internationale Beziehungen auch zum Beruf machte.

Seither ist die lebendige Geschichte der Städtepartnerschaften in Rüsselsheim mit der gebürtigen Französin eng verbunden. Mit unterschiedlichen Formaten knüpfte sie enge Bande zwischen den Partnerstädten. Neben Schüleraustausch-Programmen zählten unter anderem auch Jugendbegegnungen dazu, an denen bis 250 Jugendlichen aus vier Ländern teilnahmen. Gemeinsam mit dem Sportamt fanden auch regelmäßig Sportwochenenden statt, für die die Gäste gleich in mehreren Bussen anreisten.

Als vorbildlich lobt Bausch, dass Schunk sich auch nach ihrem Rentenantritt weiter für die Völkerverständigung eingesetzt hat. So hat sie die französische Familie Thibaut begleitet, die nach dem Fund von alten Unterlagen erfahren hat, dass der Vater im Zweiten Weltkrieg vermutlich bei einem Bombenangriff in Rüsselsheim gestorben und in einem Grabfeld für unbekannte Soldaten begraben worden war. Schunk begleitete den Austausch mit der Stadtverwaltung und den Besuch der Familie an der Grabstätte. Dort hatte die Stadt mittlerweile eine Grabplatte mit dem Namen des Verstorbenen gelegt, um der Familien einen Ort für ihre Trauer zu geben.

Darüber hinaus lagen Schunk Rüsselsheim und seine Menschen sehr stark am Herzen. Sie war Vorsitzende des Einrichtungsbeirats in der GPR-Seniorenresidenz Haus am Ostpark und auch Mitglied im Förderverein der Einrichtung. Die Stadtverwaltung unterstützte sie viele Jahre lang bei den Ehrungen von Bürgerinnen und Bürgern mit hohen runden Geburtstagen und Ehejubiläen.

Schunk war zuletzt zudem politisch als Stadtverordnete aktiv. Als ältestes Mitglied der Stadtverordnetenversammlung kam ihr bei der konstituierenden Sitzung im vergangenen Jahr die Ehre zu Teil, die Sitzung zu führen, bis Jens Grode als Stadtverordnetenvorsteher im Amt bestätigt wurde.

„Hélène Schunk bleibt uns allen mit ihrer unnachahmlichen und resoluten Art in Erinnerung. Wie sie selbst immer sagte, war sie in Évreux zu Hause, in Rüsselsheim aber daheim. Rüsselsheim verliert mit ihr eine sehr verdiente Bürgerin“, betont Bausch. Sowohl bei den Rathauschefs in Rüsselsheim als auch in den Partnerstädten war sie eine hoch geachtete Person. Die Partnerstadt Kecskemét verlieh ihr 2000 sogar die Ehrenbürgerwürde.

Magistrat der Stadt Rüsselsheim am Main
Fachbereich Zentrales