Start Gesellschaft Der Einzelhandel wird sich weiter verändern

Der Einzelhandel wird sich weiter verändern

MAINZ – Jan Willenberg-Sebastian ist als Geschäftsführer von Juwelier Willenberg nicht nur Einzelhändler. Er amtiert zudem als Vorsitzender des Einzelhandelsverbands Mitte – Rheinland-Pfalz/Saarland/Hessen. Wir sprachen mit Jan Willenberg-Sebastian über die Herausforderungen und die Zukunft des Einzelhandels.
Herr Willenberg-Sebastian, hat das klassische Einzelhandelsgeschäft überhaupt eine Chance, die zwanziger Jahre dieses Jahrhunderts zu überleben?
JAN WILLENBERG-SEBASTIAN: Ja natürlich. Auf alle Fälle in der Innenstadt. Aber der Einzelhandel wird sich weiter verändern. Es wird mehr Filialisten geben. Man muss auch mit mehr örtlichen Niederlassungen von Online-Versandhändlern rechnen. Gute Chancen haben Cross-Over-Geschäfte, wo es zwei oder mehrere grundsätzlich unterschiedliche Angebote unter einem Dach gibt.

Wie sieht es mit den traditionellen Familienbetrieben aus?
JAN WILLENBERG-SEBASTIAN: Die Zahl wird weiter abnehmen, besonders im ländlichen Raum. Das liegt an der Kundennachfrage und daran, dass sich keine Nachfolge bei der Unternehmensführung findet. Manche Art von kleinen Geschäften gibt es ja schon heute nicht mehr. Grundsätzlich kann man sagen, dass es Zuwächse im Foodbereich gibt, im Non-Food-Bereich aber nicht.
Die eher anonyme City oder der Stadtteil, wo noch (fast) jeder jeden kennt – wie bewerten Sie diese Gegensätze?
JAN WILLENBERG-SEBASTIAN: Bei der Innenstadt ist es so, dass man über die Parkgebühren praktisch Eintritt zahlen muss, zumindest als Autofahrer. Die ÖPNV-Tarife sind allerdings auch nicht gerade günstig. Daher muss das Angebot in einer Innenstadt stimmen. Im Stadtteil entfallen die Parkgebühren oder sind niedrig. Allerdings bieten die wenigsten Stadtteil-Ortskerne ausreichend Einkaufsmöglichkeiten. Gonsenheim ist da fast eine Ausnahme.

Zumindest in der City ist das Problem Leerstand nicht wegzuleugnen.
JAN WILLENBERG-SEBASTIAN: In der Mainzer Innenstadt ist Leerstand kein all zu gravierendes Problem. Es gibt immer eine gewisse Fluktuation. Aber die bewegt sich im Rahmen. Leerstand ist dagegen oft in den Stadtteilen und Ortskernen ländlicher Kommunen ein Problem, wenn beispielsweise Metzgereien oder Bäckereien für immer schließen. Eine Nachfolgenutzung zu finden, ist nicht immer einfach.
Wie bewerten Sie die Arbeit eines Stadtteil-Gewerbevereins wie der in Gonsenheim?
JAN WILLENBERG-SEBASTIAN: Dass es in einem Stadtteil überhaupt einen Gewerbeverein gibt, ist schon prima. In Gonsenheim ist es gelungen, Strukturen weitgehend zu erhalten. Gonsenheim hat auch einen eigenen verkaufsoffenen Sonntag. Und man muss sagen, dass die Gonsenheimer eine rührige Ortsvorsteherin haben und dass die Gonsenheimer ihren Stadtteil mögen.

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Seit ihrer ersten Ausgabe bin ich in verschiedenen Bereichen engagiert bei Journal LOKAL - die lokale Zeitung. Heute verantworte ich die Ausgaben "Mainz", „Mainz-Mitte“ und „Mainz-Mombach“. „Die lokale Berichterstattung ist für mich immer wieder etwas Besonderes, da man hier ganz nah an den Menschen ist“, möchte ich, Jahrgang 1964, meine Arbeit beschreiben. „Außerdem ist Mainz eine tolle Stadt mit einem tollen Umfeld.“