Start Gesellschaft „Lasst Euch nicht reinlegen“ Großer Andrang bei Veranstaltung des Seniorennetzwerks Finthen

„Lasst Euch nicht reinlegen“ Großer Andrang bei Veranstaltung des Seniorennetzwerks Finthen

Ortsvorsteher Manfred Mahle (links) begrüßte Filialleiter Salvatore Aleo und Polizeihauptkommissarin Eva Koch beim Seniorennetzwerk. Foto: Oliver Gehrig

FINTHEN – Großer Andrang bei der dritten Veranstaltung des Seniorennetzwerks Finthen im Agnes-Pfeifer-Saal des Gemeindezentrums: Unter dem Motto „Lasst Euch nicht reinlegen“ begrüßte Ortsvorsteher Manfred Mahle (SPD) mehr als 100 Senioren und Seniorinnen zu dieser Sicherheitsveranstaltung nicht nur für Senioren. Polizeihauptkommissarin Eva Koch und Salvatore Aleo, Leiter der Volksbankfiliale in Finthen, informierten über alte und neue Betrugsmaschen und gaben Tipps, wie man sich davor schützen kann.

„Die meisten Betrugsmaschen finden am Telefon statt“, sagte Eva Koch zu Beginn. Ältere seien besonders gefährdet, weil sie in der Regel höhere Bargeldbeträge zu Hause aufbewahren und eher gutgläubig seien. „Der Enkeltrick ist die Mutter des Betruges“, warnte sie. „Das funktioniert seit 25 Jahren.“ Dabei gibt sich ein Trickbetrüger am Telefon als vermeintlicher Enkel oder als Enkelin in Geldnot aus. In der Regel wird eine hohe vierstellige oder gar fünfstellige Summe benötigt. Angeblich muss der vermeintliche Enkel beim Notar bleiben und ein Fremder kommt nach Hause, um das Geld abzuholen. Oder der Senior wird aufgefordert, zur Bank zu gehen und das Geld anschließend an den Fremden zu übergeben. Filialleiter Salvatore Aleo machte deutlich: „Wir versuchen zu hinterfragen, warum die Kunden diese hohe Summe abheben wollen.“ Aber den Banken seien auch ein Stück weit die Hände gebunden. „Lassen Sie sich helfen“, appellierte Aleo. „Wir fragen gerne auch zweimal nach.“ Bei diesem Enkeltrick gebe es eine hohe Dunkelziffer. Viele Opfer machten aus Scham keine Anzeige.

Sehr beliebt sei auch der Trick mit dem falschen Polizeibeamten am Telefon. Es gebe einen flüchtigen Straftäter in der Nachbarschaft, im Navi sei die Adresse des Seniors oder der Seniorin aufgetaucht. Daher hole die Polizei jetzt das Bargeld und die Wertsachen ab, um diese sicherzustellen. Eva Koch stellte klar, dass die Polizei keineswegs zu Hause vorbeikomme, um Geld oder Wertsachen abzuholen.

Immer mehr im Kommen ist die Masche des Schockanrufs. „Das ist das Perfideste, was man mit einem Menschen machen kann“, warnte Koch. Ein falscher Staatsanwalt oder Polizist meldet sich am Telefon, im Hintergrund schreit oder weint eine Frau, die als Tochter oder Enkelin bezeichnet wird. Sie habe jemanden totgefahren und müsse in U-Haft, wenn nicht sofort eine hohe Kaution bezahlt werde. Geforderte Summen von 80.000 oder gar 100.000 Euro seien keine Seltenheit, warnte Koch. Da die Tochter oder Enkelin in U-Haft sei, soll das Geld vor dem Amtsgericht oder der Staatsanwaltschaft an einen Fremden übergeben werden. Dabei werde am Telefon ein enormer Druck aufgebaut, der Kontakt reiße nicht ab, Auflegen sei verboten. „Das sind Schauspieler, die spielen ihr Stück“, warnte die Polizeihauptkommissarin, die sehr anschaulich und sehr engagiert die Betrugsmaschen erläuterte. „Die benutzen das Amtsgericht als Kulisse.“

Generell gelte: Am besten sofort auflegen. Die Polizei unter 110 verständigen. Niemals Geld oder Wertgegenstände an Fremde übergeben, egal, was am Telefon gesagt wird.

Im Anschluss an den Vortrag hatten die Seniorinnen und Senioren die Gelegenheit, Fragen zu stellen. Auch die für Finthen zuständigen Seniorensicherheitsberater standen Rede und Antwort.

Oliver Gehrig